Verschollen geglaubte Art nach 75 Jahren auf dem
ehemaligen Standortübungsplatz Ebern wiederentdeckt
In der deutschen Fachwelt
sorgte dieser Fund für einigen Wirbel.
Anfang Juni 2011 war es zwei naturinteressierten Eberner Bürgern
gelungen, auf dem ehemaligen Standortübungsplatz die Dickfühler-Weichwanze
mit der lateinischen Bezeichung Excentricus planicornis
(syn. Platytomatocoris planicornis) sozusagen wiederzufinden.
Diese Art wurde in Deutschland 1897 in Baden-Württemberg offiziell
letztmalig nachgewiesen und 1909 publiziert. Ein weiterer, bislang
unbestätigter Fund stammt aus dem Jahr 1936, vermutlich in
Rheinland-Pfalz, spätestens seit diesem galt die Art als ausgestorben.
Einige wenige spätere Funde wurden wissenschaftlich nicht bestätigt
bzw. entpuppten sich als Fehlbestimmung, da es sehr ähnliche
Verwechslungsarten gibt.
Dass es sich nun bei dem Eberner Fund nicht um ein einzelnes Tier,
sondern um eine größere Population handelt, macht die
Entdeckung wissenschaftlich umso wertvoller.
Mittlerweile wurde der Fund von mehreren externen
Experten begutachtet und bestätigt.
In dem Zusammenhang geht unser spezieller Dank für Bestimmung,
Untersuchung und historische Recherche an Ringo Dietze/Meißen,
Dr. Albert Melber/Hannover und Markus Bräu/München.
1836 von dem Regensburger Landgerichtsarzt und Entomologen
Gottlieb August Herrich-Schäffer erstmals als Art beschrieben,
handelt es sich bei Excentricus planicornis um eine
etwa 5 Millimeter große, räuberisch lebende Weichwanze,
die sich u.a. von Blattläusen ernährt.
100 Jahre nach der Erstbeschreibung galt der Bestand also bereits
als erloschen.
Gefunden wurde die Eberner Wanzenpopulation auf
einer Wildrosenart. Um den seltenen Bestand zu schützen, werden
keine näheren Fundortangaben gemacht.
Für den Menschen ist Excentricus
planicornis völlig ungefährlich.
Wie die meisten Insekten meidet sie ohnehin dessen Nähe und
vermutlich könnte ihr Stech- und Saugrüssel die menschliche
Haut nicht einmal durchbohren.
Mit diesem Fund bewahrheitet sich einmal mehr der
Volksmund: "Totgesagte leben länger".
Betrachtet man ein Foto des Winzlings, so ahnt man
gleich, woher sich die deutsche Bezeichnung Dickfühler-Weichwanze
ableitet.
Es handelt sich um Freilandaufnahmen, die sieben
Einzelbilder laufen automatisch ab, zur Steuerung mit dem Cursor
auf das Bild fahren.
Text, Fotos/Copyright: Justus Vogt